Ein Werk, in dem ganz besonders viel Herzblut steckt und mit dem viele schöne Erinnerungen verbunden sind, ist dieses selbst genähte Spielbilderbuch.
Vor ca. 22 Jahren, meine Tochter war ca. drei Jahre alt, wurde ein Kurs ausgeschrieben, in dem ein solches Buch hergestellt werden sollte.
Die DIY-Szene befand sich noch im Dornröschenschlaf.
Wir freuten uns, dass der Kurs gegen Aufpreis mit vier Personen stattfinden konnte.
Gespannt lauschten wir den Ausführungen unserer Kursleiterin, nahmen
ihre Vorschläge und Anregungen auf und machten uns ans Werk.
Die ersten Figuren übernahm ich einfach, dann kamen mir selbst die Ideen und ich wandelte die Vorschläge ab oder dachte mir selbst Bilder aus.
Verwendet wurden Stoff-, Filz-, Leder- und Wollreste, gebrauchte Babyschuhe und -strümpfe, Draht, Schleifpapier und diverse Kleinteile.
Die Ausgaben hielten sich in Grenzen.
Heute muss ich zwar beim Anblick des Bären oder des Opas schmunzeln, aber Hallo!
Wir haben die ohne Inspirationen aus Blogs, Instagram und Pinterest hinbekommen.
Angefertigt habe ich neun Doppelseiten, also ein achtzehn Seiten umfassendes Buch, welches für lange Zeit zu den liebsten Spielzeugen zählte.
Eine fertige Seite ist 25 mal 25cm groß.
Die Seiten wurden natürlich im Einzelnen erstellt, anschließend jeweils zwei miteinander verstürzt und die äußeren Kanten knappkantig abgesteppt.
Um die Buchseiten auffädeln zu können, habe ich an der Seite Ösen angebracht.
Dem Bär kann man die Schleife binden und auf dem Bauch drücken, dann quietscht er.
Auf der Rückseite befindet sich nachfolgende Tasche. In ihr lassen sich prima Kleinigkeiten verstecken.
Der Löwe, aus Alcantara genäht, ist schön weich. Auf dieser Seite lassen sich die unterschiedlichsten Materialien erfühlen.
Auf seiner Rückseite befindet sich das Püppchen, welches sich gerne die Haare flechten lässt.
Ursprünglich wurde die Zöpfe von kleinen Zopfhalter gehalten, aber diese gingen verloren.
Die kleinen, reifen Äpfel sind mittels Klettband befestigt und können geerntet und in den Korb abgelegt werden.
Das Kängurubaby lässt sich aus dem Bauch der Mutter nehmen und
an den folgenden einstigen Babyschuhen der Tochter kann man ebenfalls das Schleife binden üben.
Hinter dem Stoff mit den kleinen Elefanten befindet sich ein Labyrinth, durch welches man die Glasmurmel schieben kann.
Der Stoff sieht allerdings nicht mehr schön aus. Deshalb werde ich dieses demnächst erneuern und für Opa muss ich eine neue Brille basteln.
Die ist auch verloren gegangen. Die Haare sind auch etwas in Mitleidenschaft geraten, aber man wird nun mal nicht jünger.
Sein Bart ist aus Schleifpapier und deshalb rau,
halt wie mitunter im echten Leben.
Für die Wäscheleine kamen Babysöckchen und Puppenkleidung zum Einsatz, welche sie unermüdlich abgenommen und wieder angeklammert haben.
Die Puzzleteile aus Filzreste habe ich mittels Klettband befestigt.
In der Truhe wurden Schätze verstaut. Demnächst müssen wir jedoch das Schloss knacken, da der Schlüssel verloren gegangen ist.
Block und Stift luden zum Kritzeln ein. Man kann aber auch mal seinen Frust ablassen und reinschreiben: Rick ist gemein.
Womit er sie wohl damals geärgert hat?
Auf der Rückseite befindet sich ein Krokodil, dessen Maul sich mittels Reißverschluss öffnen lässt.
Selbst die Uhrzeit lässt sich auf diese Weise lernen.
Die Ampelfarben sind mittels kleiner Druckknöpfe angebracht und ganz nebenbei kann man die Regeln vermitteln.
An dem Tippi und dem kleinen Indianermädchen hatten die Kinder ebenfalls ihre Freude.
Parallel dazu musste ich manchmal Indianergeschichten vorlesen.
Und ganz zum Schluss wird das Auto in die Garage gefahren oder auch wieder raus und wieder rein, ganz nach Lust und Laune.
Ach, was habe ich die Zeit genossen, wenn wir kuschelten und eines der Kinder sich tiefversunken diesen kleinen Spielereien hingab und ihre Fantasie beflügelte.
Genossen habe ich natürlich viele Momente, aber dass etwas selbst hergestelltes so viel Aufmerksamkeit erhielt, darüber freute ich mich besonders.
Der Umschlag bestand aus einem Kunstleder, welches im Laufe der Jahre brüchig wurde, worauf ich diesen entfernte und die Seiten in einem Karton verstaute.
Vor einiger Zeit kam mir das Buch in einem Nähkurs wieder in den Sinn, weil ich dachte, das wäre doch was für die jungen Mütter oder Großmütter, welche gerne für ihre Kinder bzw. Enkelkinder nähen.
Bevor ich es mitnehme, möchte ich es jedoch mit einem neuen Umschlag versehen und das Labyrinth erneuern.
Und als ich so überlegte und überlegte, womit ich euch in diesem Post inspirieren könnte, dachte ich mir, das wäre doch auch etwas für die nähbegeisterten Leserinnen unter euch und für die mitunter grauen Novembertage.
Bei einer Tasse Tee Ideen sammeln, Skizzen anfertigen, Material sichten und zuschneiden...
Vielleicht knistert es noch im Kamin...
Das hört sich doch nach gemütlichen und erfüllenden Stunden an und ergibt zudem ein wundervolles Geschenk.
Es müssen nicht gleich zehn Seiten auf einmal sein. Das kann man gut immer mal wieder um eine erweitern.
Wobei ich euch warnen muss.
Die Herstellung eines solchen Buches verbirgt Suchtgefahr und in Anbetracht des heutigen Angebotes an Materialien schier unendliche Möglichkeiten.
Konnte ich euch ein wenig inspirieren?
Solltet ihr noch Fragen oder Anregungen haben, hinterlasst mir bitte einen Kommentar!
Gerne zeige ich euch bei Interesse zu einem späteren Zeitpunkt das fertige Werk.
Bis dahin genießt die ruhigen Novembertage, lasst die Kreativität sprießen und macht´s euch fein!
Liebe Grüße von
Heike
von der Modewerkstatt