Guten Morgen ihr lieben Leit ( Leute ) , heute bin
ich wieder mal an der Reihe, das letzte Mal in diesem Jahr.
Und das Schönste ist, dass ich hier bei den Bärbels die Ehre und die Freude habe, die heimelige Vorweihnachtszeit einzuläuten.
Aber wer glaubt, dass ich heute hier über Weihnachtsdeko und Adventskalender schreibe, der irrt.
Eure Aufmerksamkeit möchte ich auf etwas ganz Anderes lenken
und das Euch heute etwas näherbringen.
`S dauert nimmer lang, bald isses soweit...dor Heiligohmd ( der Heiligabend ) steht vor der Tür. Wenn des Arzgebirg ( das Erzgebirge) ist tief verschneit ....
Kunsthandwerker in Seiffen
Kunsthandwerk Wendt und Kühn in Grünhainichen
(Quelle:https://www.erzgebirge.de/advent/erzgebirgisches-neunerlei-artikel1617749.php)
... de Rachrmannln nabl´n ( die Räuchemänner nebeln; so heißt es auch im Refrain des
Liedes vom Räuchermann ) , de Peremett ( die Weihnachtspyramide) aagezünt is (angezündet ist ) und dor Chrisbaam ( der Weihnachtsbaum / Christbaum ) leicht (leuchtet ), dann kummt des Neinerlaa uffn Tisch ( das Neunerlei kommt auf den Tisch ), pünktlich um 18.00 Uhr!
Das Neunerlei ist das traditionelle Weihnachtsessen am Heiligen Abend im Erzgebirge und teilweise auch im Vogtland. Es besteht aus 9 Bestandteilen verschiedener Speisen, wobei das von Ort zu Ort unterschiedlich sein kann.
Nun, da ich aus dem Vogtland stamme, das ans Erzgebirge grenzt ( die Grenzen sind fließend) , möchte ich Euch heute davon berichten.
Was ist das Neinerlaa eigentlich, warum heißt das so und was gehört dazu?
"Einen ersten Anhaltspunkt liefert das
Heilig-Ohmd-Lied, das am Heiligabend mit Sicherheit in vielen Stuben des
Erzgebirges zu hören sein wird. Darin heißt es: "Mir hom aah Neinerlaa
gekocht, a Worscht un Sauerkraut. Mei Mutter hot sich oh geploocht, die alte
gute Haut." Zu Papier gebracht hat diese Zeilen die 1784 in Annaberg
geborene Johanne Amalie von Elterlein."
( Übersetzung ins Hochdeutsch: Wir haben auch Neunerlei gekocht, eine Wurst....hier Bratwurst und Sauerkraut. Meine Mutter hat sich abgeplagt, die alte gute Haut.)
Quelle:https://www.erzgebirge.de/freizeit/kultur-tradition/original-erzgebirge-das-neunerlei-artikel8044511.php
Warum die Zahl 9?
Dafür gibt es unterschiedliche Auslegungen.
Die Weltliche besagt, dass die Zahl Drei eine Glückszahl ist und das Glück soll verdreifacht werden. Auch soll man von jedem Gericht mindestens 3 Löffel voll nehmen.
Die Kirchliche besagt, dass die Linsen als auch die Klöße zusammen mit der magischen Zahl 9 die Heilige Dreifaltigkeit bilden ( Verdreifachung der Heiligen Dreifaltigkeit: Gott Vater, Sohn und der Heilige Geist ).
Was gehört zum Neinerlaa?
Der Trdition nach werden die Speisen nacheinander aufgetischt und nicht, wie es in Gaststätten üblich ist, einen großen Teller zu reichen, der viele Mulden für die verschiedenen Speisen hat, so wie hier. In Gaststätten ist das wohl der Zeit geschuldet, die man für das Nacheinenderbringen der Speisen einfach nicht hat.
Im traditionell eingerichteten Ratskeller „Zum Neinerlaa“ in Annaberg-Buchholz werden überlieferte, erzgebirgische Gerichte wie das Neinerlaa gereicht.
(Quelle: http://weihnachtsfreu.de/traditionelles/traditionelles-heiligabendgericht-neinerlaa/? )
Es wurde in den Traditionsgebieten früher immer reichlich und gut gekocht, Hausmannskost eben.
Schon immer kamen alle Familienmitglieder zusammen und das Heiligabend-Essen soll in Ruhe und Gemütlichleit eingenommen werden.
Es gibt wie gesagt unterschiedliche Varianten des Neunerlei. Ich habe mich an dieser
Variante orientiert. Es sind immer 9 verschiedene, zu kombinierende Speisen, mit denen auch Hoffnungen und Wünschen Ausdruck verliehen wird.
Bedeutung ...steht für... umgangssprachliche Bedeutung
Bratwurst den Erhalt von Herzlichkeit und Kraft Doß mr Harzhaftigkeit un Kraft
bewohrt
Sauerkraut dass das Leben einem nicht sauer wird Damit ens Labn net sauer wird
An dieser Stelle unterbreche ich kurz die Aufzählung, um Euch mein Sauerkraut-Rezept zu verraten.
Die Einen mögen es sämig, also mit geriebenen Kartoffeln gebunden, und die Anderen mögen es knackig. Ich mag es auch knackig und das bereite ich so zu.
Vom rohen Sauerkraut nehme ich etwas ein Drittel weg. Von den Zwiebeln, die unter das Sauerkraut gemischt werden, nehme ich ebenfalls eine Handvoll weg.
Ich schneide Speck und nehme etwas von der Speckschwarte dazu.
Während das Sauerkraut mit den Zwiebeln ca. 15 Min. in etwas Wasser köchelt, lasse ich den Speck und die Schwarte aus, so, dass schöne knusprige Grieben entstehen.
Nachdem das Sauerkraut geköchelt hat ( bissfest ), gebe ich das Drittel rohe Sauerkraut und die rohen Zwiebeln ebenfalls dazu. Zum Schluß gieße ich den ausgelassenen Speck samt Schwarten und Grieben darüber......Leute...der Duft....hmmmmm.
( Ich muss mich wirklich sehr beherrschen, nicht immer zu naschen.)
Und so sieht es dann auf den Tellern aus, wenn es mit der Bratwurst serviert wird.
Nun aber weiter mit dem Neunerlei:
Linsen dass das Kleingeld nicht ausgeht Doß eens kleene Gald net ausgiet
Hering dass das große Geld nie ausgeht Doß es net an grußn Gald fahlt
Karpfen
Klöße
Gans für die Teue des Glücks Doß ens Gelick trei bleibt
Kuhhase
Schweinebraten
Kompott dass man sich des Lebens erfreut Doß man sischs ganze Labn free ka
Semmelmilch die Gesundheit, dass man nicht Doß en de Nos net truppt in neie
oder Buttermilch erkrankt Gahr. Doß mr ka Koppwiting hat
( Kopwiting = Kopfschmerzen )
Mandeln oder einen guten Lebensalltag im Doß dr Labnswogn gut geölt
Nüsse neuen Jahr dorchs neie Gahr fährt
Pilze oder das Glück von Freunden oder Freid un Gelick un rute Backen
Rote Rüben für ein gutes Wachstum des
Getreides
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Das Heiligabendessen ist verbunden mit zahlreichen Bräuchen. So deckt man den Tisch stets für eine gerade Anzahl von Personen, auch wenn vielleicht dann ein Gedeck umsonst ist. Eine ungerade Zahl zu Tisch bringt Unglück. Auch soll man während des Mahls nicht aufstehen, sonst könnte man bestohlen werden oder die Hühner verlegen die Eier. Und es ist üblich, dass Brot und Salz über Nacht im Tischtuch eingewickelt bleiben.
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Das Neunerlei gab es früher nicht in meiner Familie, aber die Semmelmilch weckt schon Kindheitserinnerungen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass meine Eltern zum Heiligabend das Geflügelklein von der Gans , also Flügel und Hals extra gekocht haben. Dazu gab es Kartoffeln und Sauerkraut....leider sämig. Und danach kam die Bescherung.
Seit vielen Jahren essen wir zu Heiligabend Kartoffelsalat und Bratwursat.
Für den Kartoffelsalat gibt es ja zig Rezepte. Ich habe lange herumprobiert, dieses und jenes gemischt und und auch wieder weggelassen, bis ich den original Rosi´s Sächsischen Kartoffelsalat gefunden habe, der allen vorzüglich schmeckt.
Zutaten:
-1 bis 2kg Pell - Kartoffeln ( je nach Anzahl der Personen; deshalb kann ich auch nicht sagen,
wieviel Gewürz von diesem und jenem.... nach gusto)
- grüne Gurke und Gewürzgurke, Gurkenwasser
- Mais
-Apfel
- Zwiebel
- Majonaisse selbstgemacht ( 180 ml Öl, 1 Ei; zuerst das Öl in das Mixgefäß, das Ei langsam
hineingeleiten lassen , den Mixer ganz unten ansetzen und langsam nach oben ziehen, gelingt
immer...und ich weiß, was drin ist; meistens benötige ich nicht alles von der Majo )
- Gewürze: Salz, Pfeffer ( grün und schwarz frisch gemahlen ), Kümmel gerebelt, Majoran, Oregano,
Paprika ( spanisches geräuchertes süßes Paprikapulver) , Gemüsebrühe, Estragon, etwas Olivenöl
mit Zitrone
- frische Petersilie oder Schnittlauch
Zubereitung:
Pellkartoffeln kochen und nach Abkühlen schälen.
Zutaten schnibbeln. Ich muss immer 2-3 Pellkartoffeln mehr kochen, da meine Enkelin sie mir immer wegstibitzt.
Majo zubereiten und auf die in Scheiben geschnittenen Kartoffeln zusammen mit den anderen Zutaten geben.
Jetzt noch die Gewürze dazu.
Die Zwiebeln glasig anschwitzen und mit etwas Gemüsebrühe sowie einen Schluck Wasser auffüllen.
Dann über den Kartoffelsalat geben.
Das Ganze jetzt mit Petersilie oder Schnittlauch richtig durchmischen...wobei mitunter der Kartoffelsalat zu einem groben Brei mutiert, der allerdings dem Geschmack keinerlei Abbruch tut.
Wenn man ihn jetzt eine Nacht durchziehen lässt, schmeckt er am allerbesten.
Leider hält er bei uns nie solange durch.... ☻
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Ihr Lieben, ich hoffe, dass ich Euch nicht gelangweilt habe und ihr nun mit Vorfreude an die Weihnachtstage denkt. Das Schlemmen gehört dazu....auch wenn es durchaus dazukommen kann, dass es so kleine Tierchen gibt, die nachts die Kleider enger nähen. Diese kennt jeder. Sie heißen KALORIEN. In Maßen genießen, könnt ihr nicht viel falsch machen. Und außerdem kommt nach dem Fest traditionell der Vorhabensplan für´s neue Jahr, die guten alten Vorsätze.
Aber jetzt denken wir mal noch nicht daran.
Ich bin sehr gespannt, was es bei Euch zum Heiligabendessen Leckeres gibt.
Ich wünsche Euch eine wunderschöne Weihnachtszeit und dabei stets
GUTEN APPETIT !
Fotos von Sachsenrose
Elbradwanderweg in Nünchritz